Im besten Fall ist das Denken schnell, man hat Geduld und nimmt die Innen- und Aussenwelt gut wahr. Der Körper versorgt das Gehirn mit Nährstoffen, ist entspannt und braucht keine Zuwendung. Der Geist ist überzeugt, dass die Arbeit sinnvoll ist und die gewählte Strategie Gewinn bringt.

    Das ist der Optimalzustand für den Handel.    

Im Laufe eines Handelstages führen viele Faktoren dazu, dass man den Optimalzustand verlässt. Körperliche Gründe sind Hunger, Durst, Unruhe vom Sitzen, Konzentrationsverlust infolge paralleler Verarbeitung grosser Datenmengen. Geistige Faktoren sind Euphorie wegen Gewinnen, Frust wegen Verlusten, abweichende Gedanken und Sinnfragen während Zeiten, wo der Markt keine Möglichkeiten bietet. Externe Ablenkungen wie Computerprobleme und Lärm kommen dazu.
Wenn man den Optimalzustand verlassen hat, muss man entweder wieder hineinkommen oder den Handelstag beenden. Pausen genügen nicht. Man muss aktiv Körper und Geist pflegen, damit beide in einen besseren Zustand kommen. Der Körper braucht Bewegung, frische Luft, Nahrung, Schlaf, der Geist Konzentration, Meditation, Fokussierung auf das Ziel, Freude an der Arbeit.

Diese Punkte werden hier näher beleuchtet. Viel Spass beim Lesen.

 
 
 
 
 

Beiträge

Atmen: Box Breathing       24.03.2022
Atmen: Buteyko Methode       25.04.2022
Atmen und Kälte: Wim Hof Methode       17.05.2022
Zweipunkt-Methode       07.06.2022
Fokussierung und Overtrading       16.06.2022
Impulsiv und unbewusst       21.07.2022
Die Tafeln von Chartres       06.11.2022


Atmen: Box Breathing, Square Breathing

24.03.2022

Diese Atemtechnik wird verwendet, um akuten, hohen Stress zu reduzieren. Man atmet ein und zählt dabei bis vier. Dann hält man die Luft an und zählt dabei bis vier. Dann atmet man aus und zählt dabei bis vier. Dann hält man die Luft an und zählt dabei bis vier. Jetzt beruhigt sich der Körper normalerweise schon ein bisschen. Die nächste Runde beginnt. Wenn möglich, atmet man durch die Nase ein, ansonsten eben durch den Mund. Man atmet ein, zählt dabei bis vier und fühlt, wie die Luft langsam in die Lungen strömt und wie sich die Lungen nach unten in den Bauchraum ausdehnen. Dann hält man die Luft an, zählt dabei bis vier und konzentriert sich auf die Luft im Bauch. Dann lässt man langsam die Luft aus den Lungen entweichen, zählt dabei bis vier und fühlt, wie die Luft nach aussen strömt. Dann hält man die Luft an, zählt dabei bis vier und fühlt, wie der Bauch ohne Luft ganz entspannt ist. Nach zwei weiteren Runden ist der Stress meistens kontrollierbar, der Puls wieder unten und man kann daran denken, wieder weiter zu handeln.

Meist wird empfohlen, diese Atemtechnik liegend oder in einer entspannten Sitzhaltung durchzuführen. Das ist sicher gut für den Anfang. Bei akutem Stress sitzt man aber meistens nicht entspannt. Deshalb ist es aus meiner Sicht besser, sich in jeder möglichen Position und Lebenslage auf den Atem konzentrieren zu können und dies auch zu üben.

Ich verwende diese Atemtechnik auch, um dem Körper etwas Gutes zu tun. Dabei steigere ich die Dauer langsam von 4 über 5, 6 bis auf 10, manchmal auch mehr. Ich zähle dann nicht Sekunden, sondern Herzschläge. Der Körper kommt dabei in eine tiefe Entspannung. Nach einigen Runden mit 10 geht es dann langsam wieder zurück bis 4. Danach fühle ich mich komplett entspannt und erholt.

top

Atmen: Buteyko Methode

25.04.2022

Wenn man Formen von Schlaf-Apnoe hat oder stark schnarcht, schläft man schlecht. Wenn man schlecht schläft, handelt man schlecht. Also muss man den Schlaf verbessern. Das geht unter anderem mit der Buteyko Methode.

Um die Methode zu verstehen, muss man erst die Atmung verstehen. Man unterscheidet äussere und innere Atmung. Die äussere Atmung findet in den Lungen statt. Die Lungen nehmen Sauerstoff (O2) aus der Atemluft auf und geben Kohlendioxid (CO2) an die Atemluft ab. Die innere Atmung bezeichnet den Transport des Sauerstoffs von den Lungen zu den Körperzellen und den Abtransport des Kohlendioxids von den Körperzellen zu den Lungen. Dieser Transport geschieht durch das Blut. Die Qualität des Transports und damit die Versorgung der Zellen ist allerdings abhängig von der Menge CO2 im Blut. Wenn mehr CO2 im Blut ist, wird der Sauerstoff besser transportiert. Wenn weniger CO2 im Blut ist, wird er schlechter transportiert. Wenn man hyperventiliert, also zu schnell und zuviel ein- und ausatmet, atmet man zuviel CO2 aus. Der CO2-Spiegel im Blut sinkt und das Gehirn und andere Zellen werden nicht mehr gut mit Sauerstoff versorgt. Und dies, obwohl man eigentlich zuviel Sauerstoff einatmet!

Hier setzt die von dem russischen Arzt Dr. Konstantin Buteyko vor allem für Asthmatiker entwickelte Methode an. Er ging davon aus, dass die meisten Leute die meiste Zeit zuviel atmen, weil unsere Atmung noch immer auf harte körperliche Arbeit abgestimmt ist. Mittlerweile ist körperliche Arbeit aber die Ausnahme und Büroarbeit die Norm. Und dafür atmen wir nach Ansicht von Dr. Buteyko zu viel. Man muss also trainieren, weniger zu atmen, um das Gehirn und andere Organe besser mit Sauerstoff zu versorgen. Weniger atmen bedeutet hier: wenn möglich durch die Nase atmen, weniger Luft pro Atemzug in die Lungen bringen, aber genauso oft wie bisher atmen. Dadurch strömt auch die Luft langsamer an den Schleimhäuten vorbei und diese trocknen weniger aus.

Trifft das nun auf mich zu, muss ich trainieren oder atme ich gut? Das kann man mit der sogenannten Control Pause (CP) herausfinden.
(Achtung: dieser Test und die Übungen sind sehr gewöhnungsbedürftig!)
Morgens nach dem Aufwachen atmet man aus und hält die Luft an, bis man den Drang verspürt, einzuatmen. Wenn man die Luft 20 Sekunden lang anhalten und dann normal weiter atmen kann, dann ist CP = 20. Bei gesunden, gut atmenden Menschen ist CP nach Ansicht von Buteyko zwischen 40 und 60. Dann sind keine Übungen nötig. Allerdings ist es wichtig, dass man nach der Pause normal weiteratmen kann. Wenn man einen tiefen Atemzug holen muss, dann war die Pause zu lang. (Ich fühle mich einigermassen gesund und fit, aber mein CP ist eher zwischen 20 und 30).

Wenn CP grösser als 40 ist, dann ist man "frei von viralen und anderen Infekten" (Novozhilov, siehe Links, ganz unten im Beitrag). Andernfalls sollte man eine der folgenden Übungen machen. Sie sind ebenfalls dem unten genannten Buch entnommen und dort ausführlich beschrieben. Der Sinn der Übungen ist, eine dauerhafte Änderung der Atemgewohnheiten herbeizuführen.

  Nummer    Übung    Durchführung  
  1a     Atem durch Entspannung reduzieren     Sitzen, den Atem beobachten, 10 bis 40 Minuten. Auf die Muskeln konzentrieren, die an der Atmung beteiligt sind. Das Zwerchfell entspannen. Die Luft spüren, die durch die Lungen fliesst. Irgendwann entspannen sich die Atemmuskeln und das Atemvolumen wird kleiner.  
  1b     "     wie 1a, aber sich vorstellen, dass ein kleines bisschen weniger Luft in die Lungen fliesst.  
  1c     "     wie 1a, aber sich das Atemmuster vorstellen: Frequenz, Dauer von Ein- und Ausatmen, ist der Atem regelmässig und ruhig oder hektisch? Dann sich vorstellen, dass ein bisschen weniger Luft in die Lungen fliesst.  
  2     Atem anhalten     Ausatmen, dann mit Zeigefinger und Daumen die Nase zuhalten. Wenn leichte Atemnot einsetzt, wieder einatmen, aber für die nächsten Atemzüge mit etwas kleinerem Volumen wie vorher. Die Atemmuskeln sollten entspannt bleiben.  
  3     Atem anhalten beim Sport     wie 2, aber beim Gehen oder Joggen. Hier kann die Atemnot etwas grösser sein, aber die Atemmuskeln sollten trotzdem entspannt bleiben. Je grösser die körperliche Anstrengung ist, desto grösser darf auch die Atemnot sein.  
  4     Häufig den Atem anhalten     wie 2, aber alle paar Minuten, den ganzen Tag lang! Dafür ohne Daumen und Zeigefinger, weil das im Büro oder im öffentlichen Verkehr etwas seltsam aussehen würde. Die Dauer sollte etwa die Hälfte der CP sein.  

Wenn ich die Buteyko Methode anwende, dann mache ich vor allem Übung 4 mehrmals pro Stunde, manchmal auch Übung 3. Einmal habe ich bei einer langen Fahrt Übung 4 während mehreren Stunden gemacht, aber die Dauer lag dabei meist über der CP, die Atemnot war mittel bis gross und die Atemmuskeln meistens nicht entspannt. In der Nacht danach habe ich geschlafen wie ein Murmeltier und am nächsten Morgen war mein Ruhepuls fast 10 Schläge unter dem Normalwert. Die Methode wirkt, es dauert aber eine Weile, bis man sich daran gewöhnt, da sie eine komplette Umstellung der Atemgewohnheiten zur Folge hat.

Links
  Link  
  Andrey Novozhilov: Buteyko Breathing Manual  
  Das Buch als PDF-Datei kann man unter diesem Link herunterladen (auf Download klicken). Es beschreibt die Forschung von Konstantin Buteyko, die Methode und die Übungen, und (im Appendix) auch sein Leben. Höchst interessant und lesenswert! Er steht in einer langen Reihe von Medizinern, die ihren Patienten ermöglichen wollen, selbst für ihre Gesundheit zu sorgen, und deswegen in Schwierigkeiten mit Kollegen und Grossfirmen geraten.  
top

Atmen und Kälte: Wim Hof Methode

17.05.2022

"Get high on your own supply" sagt Wim Hof.

Schneeschauer, Null Grad Lufttemperatur, 5 Grad Wassertemperatur. Ich mache erst Atemübungen und schwimme dann eine Minute lang im Fluss. Danach habe ich ein entspanntes Lächeln auf dem Gesicht, den ganzen Tag lang. Beim Handel ist dies extrem wichtig. Es ist entscheidend, dass man schon zufrieden und glücklich ist, bevor man eine Order eingibt. Damit vermeidet man, dass die Zufriedenheit von Gewinnen abhängt, was oft zu Overtrading führt.

Die Wim Hof Methode umfasst drei Bereiche: Atmung, Kälte und Konzentration.

(Achtung: bei dieser Atmung wird der Atemreflex verzögert. Es ist deshalb in seltenen Ausnahmefällen möglich, dass man für kurze Zeit das Bewusstsein verliert. Deshalb sollte man die Übungen unbedingt liegend machen oder auch sitzend, falls man rundherum weich fällt. Auf keinen Fall im Wasser, beim Autofahren oder in einer Situation, wo man bei klarem Bewusstsein sein und schnell reagieren muss.)

Atmung:

Die Atmung nach Wim Hof ist in Bezug auf die Sauerstoffaufnahme eine leichte, kontrollierte Hyperventilation, allerdings viel langsamer. Man nimmt kräftige, tiefe Atemzüge. Das Einatmen ist aktiv. Man atmet bewusst erst in den Bauch, dann in den Brustkorb, und zum Schluss stellt man sich vor, dass die Luft in den Kopf fliesst. Das Ausatmen ist passiv, man lässt die Luft einfach entweichen. Man kann durch Nase oder Mund atmen. Bei Wim Hof dauert Ein- und Ausatmen zusammen etwa 3 Sekunden. Ich mache das Ganze etwas langsamer, 2 bis 3 Sekunden ein und etwa 1.5 Sekunden aus, wie es Brett Maverick erklärt (siehe Links). Nach 30 Atemzügen hält man nach dem Ausatmen die Luft an. Man wartet und beobachtet den Körper. Meistens hat man ein Kribbeln in den Fingern und ein Summen im Kopf. Das Blut ist mit O2 (Sauerstoff) fast gesättigt und das CO2 (Kohlendioxid) ist durch das viele Ausatmen sehr tief. Dadurch ist das Blut alkalisch (Ph-Wert ist hoch) und das O2 ist nicht für die Zellen verfügbar. Also schalten diese auf anaerobe Verbrennung um, Laktat wird produziert. Der Säuregehalt im Blut erhöht sich und das O2 wird nach und nach für die Zellen verfügbar. Die Zellen gehen wieder in die aerobe Verbrennung, benützen also O2, um Energie zu gewinnen. Das CO2 im Blut steigt, das O2 sinkt. Nach einiger Zeit (meistens ein bis zwei Minuten) ist das CO2 so hoch, dass plötzlich der Puls deutlich schneller wird und der Atemreflex ausgelöst wird. Man nimmt einen tiefen Atemzug, spannt den Beckenboden an, dann die unteren und oberen Bauchmuskeln und stellt sich vor, dass die Luft in den Kopf hoch geht. Nach 15 Sekunden atmet man aus. Es folgen einige entspannte Atemzüge, dann kommt die nächste Runde, die wieder mit der Hyperventilation anfängt. Normalerweise macht man drei oder vier Runden. (Ich mache meistens eine Runde. Ein angenehmer Nebeneffekt ist, dass man dabei die Bauchmuskeln trainiert). Die verschiedenen Phasen der Atmung nach Marc Cohen (siehe Links) sind in der folgenden Tabelle dargestellt.

  Nummer    Aktivität    Merkmale  
  1     Natürliche Atmung     Normalzustand  
  2     Kontrollierte Hyperventilation     O2 steigt bis zum Maximum, CO2 sinkt bis zum Minimum, PH-Wert steigt bis zum Maximum (das Blut wird alkalisch)  
  3a     Atem anhalten     Anaerober Energiestoffwechsel, Laktat steigt, PH-Wert sinkt, O2 bleibt gleich  
  3b     Atem anhalten     Aerober Energiestoffwechsel, O2 sinkt bis zum Minumum, CO2 steigt bis zum Maximum, PH-Wert sinkt bis zum Minimum, Puls steigt, Atemreflex wird ausgelöst  
  4     Erholung     O2 steigt, CO2 sinkt, PH-Wert steigt, Puls sinkt  
  5     Ruhephase     O2, CO2, PH-Wert normal, Puls unter normal  

Gegen Ende wird das Anhalten des Atems stressig für den Körper (Phase 3b), also schüttet er Adrenalin aus. Wenn man eine oder mehrere Runden der Atmung absolviert hat, hat man etwas geleistet und ein Ziel erreicht. Der Körper schüttet Dopamin aus. Dopamin zusammen mit Adrenalin führt zu Zufriedenheit und Glück und kann Flowzustände hervorrufen. Insofern ist die Wim Hof Methode nicht mit den meisten Meditationen vergleichbar, die Körper und Geist beruhigen, sondern eher mit einem harten Training. Körper und Geist werden aufgeputscht, danach kommt Entspannung und Glück.

Kälte:

Man geht langsam in das kalte Wasser hinein und atmet ruhig und tief. Das Denken wird dabei fast automatisch ausgeschaltet, da der Körper alle Energie zur Produktion von Wärme braucht. Im Normalfall braucht das Gehirn etwa 20 Prozent der Energie. Nun sind es viel weniger und das Gehirn schaltet von Denken auf Wahrnehmen um. Das ist ein Prozess, der auch bei manchen Meditationtechniken erreicht werden kann und beim Handel extrem hilfreich ist. Kinder können das sowieso. Kreisende Gedanken sind deswegen im kalten Wasser fast unmöglich. Das Gehirn entspannt sich. Ich konzentriere mich vollständig auf die Atmung und auf die langsamen, kontrollierten Schwimmbewegungen. Ich konzentriere mich darauf, dass die Körperwärme in der Körpermitte bleibt und stelle mir manchmal das "innere Feuer" vor, welches den Körper von innen her wärmt. Es ist wichtig, nicht zu lange im Wasser zu bleiben, da die kritische Zeit erst nach der Konfrontation mit der Kälte kommt. Im Wasser, also in Kontakt mit einem externen Stressor, hält der Körper die Wärme in der Körpermitte, um die lebenswichtigen Organe zu schützen. Arme und Beine können sehr kalt werden. Wenn man wieder aus dem Wasser draussen ist, ist der Stress vorbei und man entspannt sich. Das kalte Blut aus Armen und Beinen fliesst wieder frei in die Körpermitte und lässt dort die Temperatur sinken. Das wird als "Afterdrop" bezeichnet und kann zu Schwindelgefühlen und auch Herzrhythmusstörungen führen. Das ist mir einmal in leichter Form passiert. Es ist nicht angenehm und man sollte es vermeiden. Bei der Wim Hof Methode macht man nach dem Baden Aufwärmübungen (den sogenannten "Horse Stance", findet man leicht auf dem Internet), um das Blut in Armen und Beinen zu erwärmen, bevor es wieder frei in die Körpermitte fliesst. Bei mir funktioniert das nicht. Für mich ist es besser, wenn ich die Konzentration auf das innere Feuer noch eine halbe Stunde aufrecht erhalte und Arme und Beine sich ohne grössere Muskelaktivität langsam erwärmen. Während dieser Zeit ist das Gehirn noch im Wahrnehmungsmodus. Danach lasse ich das Gehirn wieder in den Denkmodus gleiten und das Blut wieder frei fliessen. Die Stunden danach sind sehr angenehm. Ich bin energetisiert und zufrieden und mit der Welt im Reinen. Ein perfekter Zustand, um den Handelstag zu beginnen.

Konzentration und das Gesamte:

Durch die Atmung erreicht der Körper seine Extrembereiche von O2, CO2 und PH-Wert. Im kalten Wasser erreicht er seinen Extrembereich bezüglich der Temperatur. Allerdings erfordert es manchmal eine grosse Überwindung, die Atemübungen wirklich durchzuführen oder ins kalte Wasser zu gehen. Hier kommt der dritte Bereich der Wim Hof Methode ins Spiel: die Konzentration oder das Mindset. Bei mir sieht das so aus. Wenn ich langsam zum Fluss gehe, höre ich auf, an andere Themen zu denken und stelle meinen Körper darauf ein, im Wasser zu sein: "I love the cold, I enjoy the cold, the cold is my friend, inner fire, inner fire!". Ich nehme mir immer vor, wie lange ich im Wasser bleiben will (Anzahl Schwimmzüge oder Zeit oder Strecke). Ich setze mir also ein klar definiertes Ziel, breche aber sofort ab, wenn mir irgendetwas an meinem Zustand nicht passt. Bei den Atemübungen ist es genauso. Ich nehme mir immer vor, wie viele Runden ich machen werde, höre dann aber auf meinen Körper. Manchmal mache ich vor dem Schwimmen eine Runde Atemübungen, manchmal nicht. Ich merke keinen Unterschied. Ich schwimme gerne im Fluss, weil ich mich danach energetisierter fühle als nach dem Baden im See. Kalte Duschen sind eine Notlösung. Man fühlt sich gut danach, aber die Intensität ist einfach nicht die gleiche. Im Fluss ist man von Wasser umgeben, die Kälte ist überall und man ist hochkonzentriert. Beim Duschen wird die Haut mehr angeregt, aber zwischen den Tropfen ist noch immer Luft.

Für mich persönlich ist es einfacher, im kalten Wasser schwimmen zu gehen als die Atemübungen zu machen. Bei den Atemübungen muss ich aktiv mit Anstrengung Stress generieren, beim Schwimmen übernimmt das die Kälte höchstpersönlich und ich kann einfach entspannen und die Situation annehmen, wie sie ist. Flow. Flooooooooooow!!!

Links
  Link  
  Wim Hof Methode  
  Die offizielle Interseite von Wim Hof. Hier findet man alle Infos zur Methode, zur Wissenschaft, zu den Kursen. Es lohnt sich, auf der Seite zu stöbern.  
  Link  
  Marc Cohen: Extreme Wellness: The Science Behind the Wim Hof Method (WHM)  
  Das PDF kann man unter diesem Link herunterladen (ganz unten auf "Download free science e-book" klicken). Professor Marc Cohen erklärt im Detail die Funktionsweise der Wim Hof Methode.  
  Link  
  Wim Hof Methode Kostenloser Minikurs  
  Theorie ist gut, Praxis ist besser. Man muss die Methode einfach ausprobieren, um zu sehen wie man sich danach fühlt. Das geht zum Beispiel mit diesem kleinen, kostenlosen Minikurs.  
  Link  
  Wim Hof Methode Breathing Bubble  
  Die Breathing Bubble: Wim Hof macht die Atmung vor, du kannst sie mitmachen. Es ist sinnvoll, davor den Minikurs zu machen.  
  Link  
  Commune: Die Wim Hof Methode  
  Auf Commune gibt es Hunderte von Kursen über Meditation, Yoga, Gesundheit und eben auch einen 10-Tages-Kurs über die Wim Hof Methode für 50 Dollar. Ich habe diesen Kurs gemacht und kann ihn sehr empfehlen. Allerdings lohnt es sich auch, auf dem Internet nach kostenlosen Kursen zu suchen. Es gibt immer mal wieder 10-Tages-Challenges oder ähnliches.  
  Link  
  TedX Talk mit Wim Hof  
  Die Energie und Leidenschaft, mit der Wim Hof Zuschauern seine Methode erklärt, ist unglaublich. Es macht einfach Spass, zuzuschauen.  
  Link  
  Novak Djokovic interviewt Wim Hof über seine Methode  
  Zwei Superstars im Gespräch. Einfach beeindruckend.  
  Link  
  Brett Maverick über häufige Fehler bei der Ausführung der Wim Hof Methode  
  Mir hat dieses Video sehr geholfen. Brett erklärt beispielsweise, dass es für manche Leute besser ist, etwas langsamer zu atmen, als von Wim Hof vorgegeben.  
top

Zweipunkt-Methode

07.06.2022

Die Zweipunkt-Methode ist die einfachste Art, von Denken auf Wahrnehmen umzuschalten. Man kann sie fast überall anwenden, für ein paar Sekunden oder mehrere Minuten. Beim Handel ist dies äusserst hilfreich.

Ich konzentriere mich auf die linke Hand, am besten auf die Mitte der Handfläche. Dann konzentriere ich mich auf die rechte Hand, ebenfalls auf die Mitte der Handfläche. Dann konzentriere ich mich auf beide Hände gleichzeitig. Das ist schon alles.

Am Anfang ist das allerdings fast unmöglich, da die Aufmerksamkeit zwischen den Händen hin- und herspringt. Mit ein wenig Übung schafft man es dann, für ein paar Sekunden beide Hände gleichzeitig wahrzunehmen. Während dieser Zeit ist das Denken vollkommen ausgeschaltet. Beim Handel mache ich das alle paar Minuten für einige Sekunden, damit Gedankengänge unterbrochen werden und ich wieder im Moment bin. Ansonsten kann es passieren, dass ich zu sehr meine eigenen Ideen in den Vordergrund stelle und dem Markt zuwenig zuhöre.

Die Methode hat allerdings Vorteile, die über den Handel hinausgehen. Wenn man die Hände einander zuwendet und sie ein bisschen hin- und herbewegt, fühlt man zwischen den Händen eine elastische Verbindung, eine Art Energiefeld. Dazu manchmal ein leichtes Vibrieren in den Händen. Manchmal kann es dann passieren, dass nach einiger Zeit (bei mir etwa 15 min) die elastische Verbindung zwischen den Händen sich plötzlich auflöst und der ganze Körper leicht ins Vibrieren kommt. Die Energie fliesst und der Körper befindet sich in einem Reparaturzustand, in dem er seine Selbstheilungskräfte aktiviert und energetische Blockaden auflöst.

Es ist nicht unbedingt nötig, sich auf die Hände zu konzentrieren. Diese sind nur ein Hilfsmittel. Man kann zwei beliebige Punkte nehmen. Bei Hüftschmerzen konzentriere ich mich auf die linke und die rechte Hüfte gleichzeitig und löse dadurch Spannungen im Gewebe und in den Muskeln auf. Das funktioniert!

Es gibt verschiedene Varianten der Zweipunkt-Methode. Das ist nicht verwunderlich, da die Methode schon seit mehreren tausend Jahren existiert und von Schamanen weltweit verwendet wurde. In den letzten Jahrzehnten wurde sie als "Quantum Entrainment" von Dr. Frank Kinslow und "Matrix Energetics" von Dr. Richard Bartlett wiederentdeckt und weiterentwickelt. Sie wird für die Bearbeitung aller möglichen Themen verwendet, von Rückenschmerzen bis zum Wunsch nach mehr Gelassenheit. Wenn man als Händler seine FOMO (Fear of missing out) loswerden will, dann könnte das mit dieser Methode funktionieren. Ich habe mich allerdings bisher auf körperliche Themen beschränkt.

Als Einstieg empfehle ich das Video von Nancy Schaarschmidt und natürlich die Seite von Frauke Kaluzinski. Dort gibt es umfangreichste Infos zu verschiedenen Anwendungsbereichen. Mit der Zeit integriert man die Zweipunkt-Methode völlig in den Alltag. Gestern habe ich sie mindestens zehn Mal für kurze Zeit angewendet, einfach weil es angenehm ist und ich keine Lust hatte, viel zu denken.

Links
  Link  
  Internetseite von Frank Kinslow (Quantum Entrainment)  
   
  Link  
  Video von Frank Kinslow  
  Frank Kinslow erklärt kurz die Funktionsweise der Methode und demonstriert sie an einer Person mit Schulterschmerzen.  
  Link  
  Internetseite von Richard Bartlett (Matrix Energetics)  
   
  Link  
  Youtube-Video von Nancy Schaarschmidt  
  Ein sehr schönes, informatives Video über die Zweipunkt-Methode. Nancy Schaarschmidt erklärt, wie man die Methode bei sich und bei anderen Menschen anwendet und was man dabei genau spürt. Sehr empfehlenswert!  
  Link  
  Internetseite von Frauke Kaluzinski  
  Auf die Rubrik "Info-Videos ..." gehen, runterscrollen bis zu "Die Zweipunkt-Methode einfach erklärt 1-3". Frauke Kaluzinski erklärt in diesen drei Videos die Hintergründe der Methode und zeigt auch die Anwendung. Für Leute, die sich generell mit Quantenheilung beschäftigen wollen, gibt es hier viele weitere interessante Videos.  
  Link  
  Youtube-Video von Günter Heede  
  Günter Heede erklärt sehr anschaulich, wie sich Stress zuerst in den Halswirbelsäule festsetzt und dann sogar zu einem Beckenschiefstand und einer Beinlängendifferenz führen kann. Er zeigt, wie diese Differenz durch die Zweipunkt-Methode wieder ausgeglichen wird. Für Händler weniger wichtig, ansonsten absolut faszinierend und unbedingt anzuschauen.  
top

Fokussierung und Overtrading

16.06.2022

Als Trader ist man auf das Ziel fokussiert, Gewinn zu machen.

Der Weg dorthin ist aber manchmal nicht klar. Ist es besser, wenige und gut durchdachte Trades zu machen? Ist es besser, viele und dafür nicht optimale Trades zu machen? Im ersten Fall verpasst man einige gute Trades, im zweiten Fall macht man einige schlechte Trades. Es ist unmöglich, diese Frage richtig zu beantworten. An manchen Tagen funktioniert die erste Variante besser, an manchen die zweite. So ist das eben, so verhält sich der Markt, ohne dass man etwas dagegen tun kann.

An manchen Tagen handelt man deshalb wenig, an anderen Tagen viel, ohne zu wissen was wirklich besser ist. Man ist zwar auf das Ziel fokussiert, aber nicht mehr auf den Weg dorthin. Man springt zwischen zwei Wegen hin und her, weil man unsicher ist, welcher besser ist. Unsicherheit ist aber für die Leistung schlecht und bedeutet Stress. Der Ausweg liegt in der Statistik. Man kann berechnen, was auf verschiedenen Wegen passiert wäre. Wenn man jeden Tag nach fünf Trades aufgehört hätte, wieviel Gewinn hätte man dann in den letzten 6 Monaten gemacht? Wenn man jeden Tag nach drei Verlusten aufgehört hätte, wieviel Gewinn hätte man dann gemacht? Die Tabelle zeigt die Berechnung für meine letzten 200 Trades. Das Ergebnis ist erstaunlich. Ich wusste zwar, dass Overtrading sporadisch ein Thema war, aber das Ausmass hätte ich mir nie vorstellen können. Es ist eindeutig, dass ich nach dem ersten Verlust aufhören sollte. Damit würde ich meinen Gewinn mehr als verdreifachen.

  Weg    Ergebnis (Ticks)    Verbesserung in Prozent  
  die harte Realität     112     0%  
  Aufhören nach 3 Trades     313     280%  
  Aufhören nach 3 Verlusten     290     260%  
  Aufhören nach 2 Verlusten     303     270%  
  Aufhören nach 1 Verlust     395     350%  
  Aufhören nach 1 Verlust, Verdoppeln nach 1 Gewinn     331     300%  
  Aufhören nach 2 Verlusten, Verdoppeln nach 1 Gewinn     288     260%  

Warum ist das so? Es gibt zwei Möglichkeiten:

Einerseits gibt es Tage, an denen ich den Markt nicht verstehe. Ich höre dem Markt zu, aber er spricht nicht meine Sprache. Ich setze den Stop zu knapp und werde ausgestoppt oder ich interpretiere das Preismuster als Trend, während der Markt in einer Range bleibt. Meine Überlegungen sind rational und nachvollziehbar und die Trades sind sinnvoll, aber sie funktionieren nicht. Das Problem ist die Kommunikation zwischen dem Markt und mir.

Andererseits gibt es Tage, an denen ich plötzlich nicht mehr rational handle. Das passiert meist nach einem unerwarteten Verlust oder einem verpassten Trade, also aus emotionalen Gründen. Meine Überlegungen sind später nicht mehr nachvollziehbar und die Trades sind an Orten, an denen ich nicht einsteigen sollte. Häufig folgen die Trades sehr schnell aufeinander. Das Problem ist hier nicht die Kommunikation mit dem Markt, sondern mein innerer Zustand.

Ich kann jetzt versuchen, die Kommunikation mit dem Markt und den inneren Zustand zu verbessern. Oder ich kann akzeptieren, dass beides nicht perfekt ist, und mit diesem Wissen das Beste aus der Situation machen. Das würde sehr konkret heissen: Jeder Handelstag ist nach dem ersten Verlust beendet. Jeder Handelstag! Warum ist das so schwierig? Weil ich immer denke, ich kann mich verbessern und damit das Problem lösen. Hier muss ich akzeptieren, dass ich das Problem momentan nicht lösen kann. Stattdessen muss ich das Problem umgehen, auf einem klar beschilderten Weg. Der Weg ist, nach dem ersten Verlust aufzuhören.

Man kann das Ganze auch anders interpretieren. Es ist normal, dass ein Trader nicht jeden Tag Gewinn macht, zwei oder drei Verlusttage pro Woche sind bei guten Tradern durchaus üblich. Je schneller der Markt mich also darauf hinweist, dass heute nicht mein Tag ist, desto besser. Dann spare ich Zeit und Geld für den nächsten Tag.

Was ist Fokussierung? Wenn man sich für einen Weg entscheidet und diesen Weg nicht anzweifelt.
Was ist Overtrading? Wenn man von diesem Weg abweicht.

top

Impulsiv und unbewusst

21.07.2022

Während der Entscheidungsfindung reden verschiedene innere Stimmen mit. Manche von ihnen melden sich offen zu Wort, sind mir also bewusst. Das sind die unproblematischen, die ich normalerweise mit einer Mischung aus Ruhe, Logik und Intuition unter einen Hut bekommen kann. Sie haben alle das Ziel, Verlust zu vermeiden und Gewinn zu machen, und sind sich nur über den Weg dahin nicht einig.

Daneben gibt es noch andere. Sie sagen nicht, was sie wollen, sondern lösen in Stresssituationen impulsive Handlungen aus. Leider ist der Handel eine permanente Stresssituation. Zum Beispiel drücke ich plötzlich auf "Buy" oder "Sell", obwohl ich das gar nicht geplant hatte. Es ist, wie wenn eine unsichtbare Hand die Kontrolle übernehmen würde, von einer Sekunde auf die andere. Das Problem dabei ist, dass die Handlungen meist nicht in meinem Sinne sind. Sie führen nicht zu langfristigem Gewinn, sondern zu Verlusten.

Es scheint fast, als ob verschiedene Teile von mir sich über das Ziel nicht einig sind. (Ich bezeichne sie hier als Teile und nicht als Stimmen, da man sie nicht hört, sondern nur an den Handlungen erkennt.) Das ist ein ernstes Problem. Wie soll ich Gewinn machen, wenn Teile von mir dazwischenfunken? Was haben die Teile dann für Ziele, wenn es nicht Gewinn ist?

Wenn ein Teil von mir impulsiv reagiert und nicht sagt, was er will, dann kommt er aus meinem Unbewussten. Das heisst, er kommt aus dem Bereich, in dem mein Körper im Laufe der Jahre Erfahrungen gespeichert hat, die er damals im Moment nicht verarbeiten konnte. (Ich benutze die Wörter unbewusst und unterbewusst als Synonyme, da es hier nicht auf psychologische Feinheiten ankommt.) Ich habe also ein Kommunikationsproblem mit mir selber, beziehungsweise mit meinen nicht verarbeiteten Erfahrungen.

Es gibt mehrere Wege, dieses Problem anzugehen. Ich beschreibe hier den Weg, den ich bei Richard Friesen (siehe Links) gelernt habe. Wenn der Teil aus meinem Unterbewusstsein kommt, dann kommt er aus meiner Vergangenheit. Ich frage ihn erst einmal, ob wir jetzt zusammen reden können. Damit versuche ich, ihn aus dem Unterbewusstsein, aus der Vergangenheit, in das Bewusstsein, in das Jetzt zu holen. Ich versuche, ihm eine Stimme zu geben, mit der er sich ausdrücken kann und gehört wird, damit er nicht mehr stumm und impulsiv handeln muss.

Wenn er bereit ist, zuzuhören, sage ich ihm, dass ich weiss, dass er das Beste für mich will. Ich sage ihm, dass ich seine damalige Arbeit sehr schätze und ihm dafür danke. Es gab eben vermutlich einmal eine Situation, in der die impulsive Reaktion die beste Lösung war. Welche Situation das genau war, ist unwichtig. Wichtig ist, dass sich der Körper diese Lösung gemerkt hat. Er hat gespeichert, dass es in manchen Fällen sinnvoll ist, impulsiv zu reagieren. Das ist sehr gut so. Das Problem ist nur, dass er jetzt den Börsenhandel mit der damaligen Stresssituation gleichsetzt und es sich für ihn deswegen richtig anfühlt, impulsiv zu reagieren. Diese Reaktion verhindert aber, dass ich meine Ziele erreiche. Das erkläre ich dem Teil nun und frage ihn, ob er eine Lösung dafür hat. Da er das Beste für mich will, realisiert er, dass es nicht sinnvoll ist, meinen Handel durch impulsive Reaktionen zu stören und ist bereit, sich für diese Zeit stillzuhalten.

Manchmal schafft man es nicht, diese Kommunikation mit sich selber aufzubauen. Die inneren Stimmen und Teile bleiben verborgen. Dann helfen Techniken, mit denen man die Gedanken beruhigt, also den Lärm ausschaltet. (Das erreicht man beispielsweise mit der Zweipunkt-Methode, Meditation oder Atemübungen, siehe Rubrik "Body and Mind".)

Wenn es gut läuft, werden die impulsiven Handlungen mit der Zeit seltener. Wenn nicht, muss man schauen, ob es noch weitere Teile gibt, die sich gerne äussern würden, es aber noch nicht können. Man wird also immer ein kleines Stückchen bewusster. Insofern ist die Konfrontation mit Extremsituationen wie dem Handel ein Weg, um mehr Bewusstheit zu erlangen.

Was waren oder sind nun meine unbewussten Teile und welche Übereinkunft habe ich mit ihnen getroffen? Tja, es gibt zwei, die mir ab und zu das handeln ein bisschen schwer machen.

Der erste ist der "kleine trotzige Wolfgang" aus meiner Kindheit, der immer wieder gegen den Trend geht und überzeugt ist, dass er Recht hat, auch wenn das nicht sehr sinnvoll ist. Mit ihm habe ich mich mittlerweile darauf geeinigt, dass er mich vorwarnt und wir dann rechtzeitig vom Live-Account zum Practice-Account wechseln, wo er keinen Schaden anrichten kann. Das ist aber nur noch selten nötig, mit Ü50 scheint die Trotzphase nun definitiv vorbei zu sein.

Der andere ist der "Spieler". Er ist ein bisschen problematischer. Er ist einfach neugierig und will wissen, was passiert, wenn man irgendetwas macht. Schaffe ich es, brennende Bälle zu jonglieren, ein Messer auf der Zunge zu balancieren, auf diesen Berg hoch zu laufen, in fünf Grad kaltem Wasser zu schwimmen, beim Fussball eine Ecke direkt zu verwandeln? Ob das sinnvoll ist, ist für ihn zweitrangig beziehungsweise komplett irrelevant. Er will einfach ausprobieren. Beim Handel stört diese Neugier und dieser Entdeckungstrieb. Ich möchte überhaupt nicht wissen, was passiert, wenn ich bei dieser oder jener Trendlinie long gehe. Es interessiert mich nicht. Ich möchte einfach meine Ruhe haben und warten, bis mir meine Logik und meine Intuition sagen, dass ein Setup wirklich erfolgversprechend ist. Ich habe zwei Wege gefunden, mit meinem Spieler umzugehen. Der eine ist hart. Nach dem ersten Verlust höre ich auf, der Handelstag ist beendet. Der andere ist, nach der Analyse sofort die Zweipunkt-Methode anzuwenden. Damit schalte ich meine Gedanken aus und kann besser dem Markt zuhören und meine Intuition wahrnehmen. In diesem Zustand ist der Spieler ruhig, wie alle anderen impulsiven Stimmen auch.

Ich bewege mich also von impulsiv und unbewusst zu intuitiv und bewusst.

Links
 Link    Richard Friesen: MindMuscles  
 Link    Brett Steenbarger über Intuition  

top

Die Tafeln von Chartres: Biofeedback und mehr

06.11.2022

Die Tafeln von Chartres sind eine jahrtausende alte, intensive Meditationstechnik, bei der die Gehirnhälften innerhalb kurzer Zeit synchronisiert werden. Logik und Gefühl sind dann ausgeglichen, was beim Trading essentiell ist.

Meditation bedeutet hier, ich schaue was innen passiert (Gedanken, Gefühle, Körperempfindungen) und nicht, was aussen passiert (Markt, Lärm, Gespräche). George Pennington erklärt das hervorragend in seinen Videos Teil 1 bis 6 (siehe Links).

Shift + Klick öffnet das Bild in einem neuen Fenster
Die Meditation mit den Tafeln lernt man am besten mit dem Video von Andreas Schwarz (siehe Links). Oder man liest hier weiter.

Zum Arbeiten mit den Tafeln schaut man sie an, direkt am Bildschirm. Eine senkrechte Reihe (Rechteck,Quadrat,Kreis) wird als Tafel bezeichnet, man sieht im obigen Bild also zwei Tafeln nebeneinander.

Man hält den Zeigefinger in der Verlängerung der Nasenspitze, ein bis zwei Handbreiten entfernt, und fokussiert die Spitze des Zeigefingers. Im Hintergrund sieht man dadurch die Tafeln doppelt, man sieht also vier Tafeln (vier Reihen). Bewegt man den Zeigefinger langsam in Richtung Bildschirm, nähern sich die beiden inneren Tafeln einander an. Schliesslich überlappen sich die beiden inneren Tafeln und verschmelzen miteinander. Nun sieht man drei Tafeln (drei Reihen). Man nimmt den Zeigefinger weg und versucht, das Bild der dritten Tafel zu halten. Die Blicke des rechten und linken Auges kreuzen sich weiterhin dort, wo der Zeigefinger war, man schielt also. (Mit ein bisschen Übung findet man den Punkt auch ohne Zeigefinger, dieser dient nur Anfängern als Hilfsmittel.)

Man bemerkt, dass die Farben der mittleren Tafel zwischen rot und blau abwechseln. Das heisst, erst ist das eine Sehzentrum dominant, dann das andere. Nach einiger Zeit sehe ich die mittlere Tafel nicht mehr rot oder blau, sondern grau-lila. Das bedeutet, dass meine Sehzentren einen Kompromiss gefunden haben und meine Gehirnhälften synchronisiert sind. Die Tafeln wirken also als Biofeedback-System. Wenn ich lila sehe, sind meine Gehirnhälften synchronisiert, Logik und Gefühl sind ausgeglichen. Nun kann ich vom Schielen wieder langsam zurück zum normalen Sehen gehen, die Augen kurz entspannen und den Handelstag beginnen.

Natürlich macht es auch Spass, längere Zeit vor den Tafeln zu sitzen, die lila Farbe zu geniessen und zu schauen, was sich ergibt ...

Links
Link
  George Pennington: Die Tafeln von Chartres  
  Falls man die Tafeln nicht nur als Biofeedback-Instrument benutzen will, sollte man dieses Buch unbedingt lesen. Es beschreibt die Geschichte der Tafeln sowie Hintergründe und Folgen der Meditation.  
  George Pennington: Meditation  
  In diesen 6 Kurzvideos erklärt er, was Meditation ist (Teil 1-5) und wie man mit den Tafeln arbeitet (Teil 6). Sehr informativ, auch wenn man schon jahrelang meditiert. Ich könnte ihm stundenlang zuhören.  
  Teil 1     Teil 4  
  Teil 2     Teil 5  
  Teil 3     Teil 6  

Link
  Die Tafeln als PDF  
  Von George Penningtons Internetseite kann man die Tafeln als PDF herunterladen.  
  Link  
  Andreas Schwarz: Die Tafeln von Chartres  
  Andreas Schwarz erklärt in diesem Video zuerst die Geschichte der Tafeln, dann zeigt er wie man mit ihnen meditiert. Für die tägliche Anwendung zur Gehirnsynchronisierung ist dies vollkommen ausreichend. Ich habe mehrere Wochen mit diesem Video geübt. Erst später habe ich die Tafeln ausgedruckt und selbständig damit gearbeitet.  
  Link  
  Higher Mind  
  Auf der Internetseite von Andreas Schwarz gibt es viele geführte Meditationen zu allen möglichen Themen, zum Beispiel Luzides Träumen oder Öffnen der Chakren. Meiner Meinung nach die beste Seite, wenn man sich näher mit Meditation beschäftigen will.  

top