Beiträge
| Störungen im Entscheidungsprozess | 23.06.2022 | |
| Was ist das Ziel? | 21.07.2022 | |
| Meinungsbildung und Zeitverschwendung | 22.08.2022 |
Störungen im Entscheidungsprozess | 23.06.2022 |
Als Trader muss ich mich erst informieren und dann eine Entscheidung treffen. Ich schaue mir also objektive Informationen an (Trendlinien, Volumen, Value Areas etc) und komme dann zur Entscheidung, dass ich entweder kaufe, verkaufe, oder gar nichts mache.
Während der Entscheidungsfindung reden aber verschiedene innere Stimmen mit. Diese haben verschiedene Interessen und gewichten deswegen die objektiven Informationen verschieden stark. Der innere Risikomanager zum Beispiel wird zu einem anderem Schluss kommen als der innere Draufgänger. Er würde nie einen Trade machen, da es immer ein Verlustrisiko gibt. Der innere Draufgänger dagegen würde jeden Trade machen, da es immer eine Gewinnchance gibt. Der innere Analyst würde stundenlang die objektiven Information anschauen und nie zu einer Entscheidung kommen. Die Aufgabe des höheren Selbst oder der Intuition ist es nun, die verschiedenen inneren Stimmen anzuhören, zu gewichten und dann eine Entscheidung zu treffen, die in meinem besten Interesse ist.
Was passiert nun, wenn beispielsweise der innere Käufer zu dominant wird, man die anderen Stimmen nicht mehr hört und gleichzeitig der Zugang zur Intuition blockiert ist? Im besten Fall schafft es der innere Risikomanager mit letzter Kraft, den Computer auszuschalten. Andernfalls sagt der innere Käufer "der Preis geht nach oben und wir kaufen". Dann ignoriert man alle objektiven Informationen oder deutet sie komplett um. Man kauft, egal ob alle Trends nach unten zeigen, egal ob das tägliche Verlustlimit schon überschritten ist, bis das Handelskonto leer ist oder vom Anbieter geschlossen wird, also bis zum Totalverlust. Das klingt extrem, aber die meisten Trader haben das schon einmal erlebt. Man kann das als finanzielle und psychische Selbstzerstörung betrachten.
In der westlichen Aussenwelt spielt sich ein vergleichbarer Prozess ab, wenn man die letzten zwei Jahre betrachtet. Es gibt eine vorherrschende Meinung, alle objektiven Informationen werden ignoriert oder umgedeutet, andere Stimmen werden zum Verstummen gebracht. Es werden Entscheidungen getroffen, die gegen jegliche Trends gehen. Die Folgen der Massnahmen der letzten Jahre sind deswegen im gesundheitlichen und wirtschaftlichen Bereich deutlich sichtbar. Geht es auch hier Richtung Totalverlust? Das ist schwer zu sagen. Das Ende des Petrodollars und damit das Ende der wirtschaftlichen Stellung des Westens scheinen aber in Sicht.
Wie innen, so aussen. Der Ausweg ist in beiden Fällen, die dominante Stimme zurückzudrängen, andere Stimmen anzuhören, die Daten zu analysieren
und zu fragen "welche Entscheidung ist in meinem besten Interesse, ist das langfristig wirklich gut für mich, was ich hier mache?"
Einige dieser anderen Stimmen gibts hier in den Links. Natürlich bin ich nicht mit allen einverstanden. Aber das ist irrelevant. Das grössere
Spektrum an Daten und Meinungen hilft mir, meine eigene Meinung zu bilden und eine fundierte Entscheidung zu treffen.
| Links | |||||
| Link | Rubikon | ||||
| Link | Multipolar Magazin | ||||
| Link | Blauer Bote | ||||
| Link | Nachdenkseiten | ||||
| Link | AnderweltOnline.com | ||||
| Link | Zeitgeschehen im Fokus | ||||
| Link | Voltairenet.org | ||||
| Link | RT DE | ||||
| Link | Reminiscence of the Future | ||||
| Link | Overton Magazin | ||||
| Link | TheCradle.co | ||||
| Link | Freunde der Verfassung | ||||
| Link | Die Weltwoche | ||||
| Link | Die Ostschweiz | ||||
| Link | OffGuardian | ||||
| Link | Anti-Spiegel | ||||
| Link Link |
|
||||
| Link Link |
|
||||
| Link |
|
||||
| Link |
|
||||
| top |
Was ist das Ziel? | 21.07.2022 |
In den letzten Monaten und Jahren sind in der westlichen Welt seltsame Aktivitäten an der Tagesordnung. Sie haben gemeinsam, dass sie in Bezug auf die deklarierten Ziele nichts bringen. Weder haben die Massnahmen einen positiven Einfluss auf die Gesundheit der Bevölkerung noch haben die Sanktionen einen negativen Einfluss auf die russische Wirtschaft.
(Weitere Links dazu gibt es in diesem Beitrag: http://linderenergie.ch/anderes/#e1.)
Wenn eine Handlung offensichtlich nicht zum Ziel führt, kann es mehrere Gründe geben. Einer ist, dass die Handlung nicht sinnvoll ist und die handelnden Personen den Sachverhalt nicht verstehen. Ein anderer ist, dass das wirkliche Ziel nicht gleich dem deklarierten Ziel ist. Wenn man nun annimmt, dass die handelnden Personen ihr Metier beherrschen und die Handlungen sinnvoll und durchdacht sind, zu welchem Ziel passen sie dann?
Was haben die Massnahmen bewirkt: die Bevölkerung wurde kontrolliert (Zertifikate) und unter Druck gesetzt (Kündigung bei fehlenden medizinischen Behandlungen), die Freizügigkeit wurde aufgehoben (Ausgangssperren), viele kleine Firmen wurden in den Konkurs getrieben (z.B. Restaurants und Fitnessstudios).
Was haben die Sanktionen bewirkt: Mitteleuropa wurde von günstiger Energieversorgung abgeschnitten und muss preiswertes russisches Gas mit teurem nordamerikanischen Fracking-Gas ersetzen. Die Grossindustrie ist dadurch auf dem Weltmarkt nur noch bedingt konkurrenzfähig. Die Heizkosten für Haushalte steigen deutlich und zwar so sehr, dass ein Teil der Bevölkerung sie nicht mehr bezahlen kann und weiter verarmt.
Wenn man von der Wirkung auf das Ziel schliessen würde ergäbe sich folgendes. Das Ziel der Massnahmen ist, die Bevölkerung zu kontrollieren, die Grundrechte einzuschränken, den Mittelstand zu verarmen. Das Ziel der Sanktionen ist, die Bevölkerung und die Industrie Mitteleuropas zu verarmen.
Wer könnte von Massnahmen und Sanktionen profitieren? Von den Massnahmen profitieren vor allem nordamerikanische Grossfirmen im Pharma- und IT-Bereich und einige europäische Politiker. Von den Sanktionen profitieren vor allem nordamerikanische Grossfirmen im Energie- und Militärbereich. Das ist allerdings nichts neues, sondern seit mehr als hundert Jahren der Kern der US-amerikanischen Aussenpolitik.
Anders gesagt: Eine Verbindung von russischen Rohstoffen und deutscher Technik würde die Vormachtstellung der USA bedrohen, deswegen wird diese Verbindung mit allen Mitteln bekämpft. Aber für Mitteleuropa wäre es wirtschaftlich vermutlich die sinnvollste Lösung. Eine etwas weitergehende Interpretation gibt es von Hannes Hofbauer (siehe Links).
Als Trader ist meine Schlussfolgerung, dass ich mittelfristig bei RUB/EUR long gehen würde.
| Links | |
| Link | Interview mit Hannes Hofbauer |
| top |
Meinungsbildung und Zeitverschwendung | 22.08.2022 |
Geht ein Trend hoch oder runter? Bei (A) ergibt sich kein einheitliches Bild. Ich brauche mehr Daten und muss diese analysieren. Ich muss also weiterhin Zeit investieren, um zu einer fundierten Meinung zu kommen. Bei (B) habe ich genug Daten. Sie zeigen eindeutig einen Trend, der nach oben geht. Einzelne neue Daten (C, rote Punkte) bringen hier keinen Mehrwert. Sie bestätigen entweder die bisherigen, oder werden als Ausreisser klassifiziert. Wenn ich weiterhin neue Daten erfasse und analysiere, verschwende ich Zeit und Ressourcen. Erst ab einer grösseren Menge von Ausreissern (D, grüne Punkte) lohnt es sich, neu zu analysieren und möglicherweise zu einer neuen Meinung zu kommen. Hier zeigt sich nämlich ein Trend, der nach unten geht.
|
| Shift + Klick öffnet das Bild in einem neuen Fenster |
Das heisst, in Phase (A) muss ich Daten sammeln, in (B) analysieren, in (C) überwachen und in (D) neu analysieren. In Phase (A) habe ich einen grossen Zeitaufwand, in (B) einen mittelgrossen, in (C) einen kleinen und in (D) wieder einen mittelgrossen.
Wenn ich während der Überwachungsphase (C) jeden neuen Datenpunkt genau anschaue, dann ist das Zeitverschwendung. Ich mache es nur, um meine Meinung zu bestätigen. Dafür gibt es zwei Gründe. Erstens, weil es dem Ego schmeichelt, Recht zu haben. Zweitens, weil es die Unsicherheit abschwächt, vielleicht doch nicht Recht zu haben. Ich verschwende also Zeit wegen meinem Ego und meiner Unsicherheit. Das ist nicht professionell.
Professionell wäre es, bei der fundierten Meinung zu bleiben, bis die Anzahl der Ausreisser eine neue Analyse nötig macht. Das heisst, ich sollte nicht auf jeden Tick schauen, den die Preiskurve macht, sondern einen Trade laufen lassen und einfach überwachen. Erst, wenn es eindeutige Anzeichen dafür gibt, dass zum Beispiel ein Trend gebrochen wurde oder eine bestimmte Linie überschritten wurde, sollte ich neu analysieren und mir eine neue Meinung bilden.
Das ist bei gesellschaftlichen Themen genauso. Sobald ich mir eine fundierte Meinung gebildet habe, lohnt es sich nicht, jeden neuen Artikel zu lesen, nur um meine Meinung zu bestätigen. Es ist sinnvoller, in grösseren Abständen kurz zu schauen, was es neues gibt.
Meinungsbildung ist also sinnvoll verbrachte Zeit, Meinungsbestätigung ist dagegen häufig Zeitverschwendung aus Ego- und Unsicherheitsgründen.
| top |